Der Bruch eines Umlenkhakens stellte ein äußerst seltenes und ungewöhnliches Unfallereignis dar. Der Unfall an der Ammerthaler Wand alarmierte deswegen nicht nur Kletterverbände und Hakenproduzenten sondern sogar die breite Öffentlichkeit. Um einen sachdienlichen Beitrag zur Ursachenfindung zu leisten, übernahm die IG Klettern in den letzten Monaten eine koordinierende Funktion zwischen der Gemeinde Illschwang und der DAV Sicherheitsforschung (SiFo).
Parallel zu den Ermittlungen liefen folgende Aktionen:
- Beratungen und Zusage seitens der IG Klettern zur Installation redundanter Umlenkpunkte
- Organisation von Rückstellmustern des betroffenen Hakentyps für Materialuntersuchungen
- Grundlegende Absprachen und Organisation mit der DAV-SiFo über Hakenauszugsversuche
Vorbereitung der Sanierung
Mit dem Abschluss der polizeilichen Ermittlungen kontaktierte die Gemeinde Illschwang die IG Klettern mit der Frage, wann und wie die Wand für den Klettersport wieder geöffnet werden kann. Hierfür wurden die Bürgermeister der Gemeinden Ammerthal und Illschwang bei einem Ortstermin über die beabsichtigten Hakenauszugstests und eine mögliche Sanierung informiert. Angesichts der gültigen Allgemeinverfügung der Gemeinde mussten hierfür auch rechtliche Aspekte zum Betreten der Wand geklärt werden.
Um den Sanierungsumfang abzuschätzen und um Haken für die Auszugsversuche mit der SiFo zu definieren, wurde daraufhin die Situation vor Ort begutachtet.
Bei der Besichtigung fielen etliche Haken auf, deren Ösen einen Ausstand aufwiesen und somit nicht entsprechend den Herstellervorgaben felsbündig gesetzt worden waren. Der Ausstand betrug bis zu 12mm. Ebenso konnten einige Haken identifiziert werden, bei denen die Felsqualität bzw. Positionierung als kritisch eingeschätzt wurde. Damit wurde offenkundig, dass der Sanierungsbedarf an der Ammerthaler Wand erheblich größer ausfiel, als zunächst angenommen.
Für die Auszugsversuche wurden Haken aus verschiedenen Gruppen ausgewählt:
- Referenzhaken ohne Ausstand (sowohl Umlenk- als auch Zwischenhaken),
- Haken mit Ausstand zur Felsoberfläche (sowohl Umlenk- als auch Zwischenhaken),
- sowie Haken in als fragwürdig eingeschätzter Felsqualität/Position,
jeweils an gut erreichbaren Stellen des Felsens.
Die Arbeitseinsätze für die Sanierung
Beim ersten Arbeitseinsatz wurden Routen saniert, bei denen keine Auszugsversuche geplant waren. Hierbei waren neben dem Austausch der Haken Veränderungen an einigen Routen erforderlich:
- Die Dopplung der Umlenker wurde gemäß der französischen Methode durchgeführt.
- Alle Routen mit bislang gemeinsamen Ausstiegen bekamen eigene Umlenkhaken.
- Einige wenige zusätzliche Haken wurden angebracht, wenn sich die Routenführung durch die Sanierung änderte und dies erforderte.
- Die Gesteinsqualität an der Ammerthaler Wand ist zum Teil wirklich herausfordernd. Das Setzen von Haken erwies sich als sehr anspruchsvoll. Da die Wand immer wieder von sehr weichen bzw. brüchigen Felspartien durchzogen ist, waren Veränderungen einiger Hakenpositionen erforderlich.
Beim zweiten Arbeitseinsatz fanden am 14. November 2020 die Hakenauszugsversuche mit der DAV-SiFo statt. Die Ergebnisse der Auszugsversuche haben wir in einem separaten Artikel zusammengefasst.
Beim dritten Arbeitseinsatz wurden die Routen saniert, an denen Hakenauszugsversuche durchgeführt wurden. Die belasteten Haken konnten selbstverständlich nicht mehr verwendet werden.
Ein vierter Arbeitseinsatz war erforderlich, um an allen gedoppelten Umlenkern Schraubglieder und Ringe zu installieren und die letzten Haken auszutauschen.
Insgesamt wurden an der Ammerthaler Wand in den vergangenen Monaten mehr als 75 Haken neu gesetzt. Über den gesamten Zeitraum hinweg wurde die Gemeinde Illschwang über den aktuellen Stand und den Fortschritt der Arbeiten informiert. Die Sperrung der Wand wurde inzwischen aufgehoben.
Wir danken an dieser Stelle den acht ehrenamtlich tätigen Sanierern für ihren Einsatz! Besonders möchten wir uns auch bei Frau Köstler von der Gemeinde Illschwang für die gute Zusammenarbeit bedanken.