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Klettern im Frankenjura – Geschichtlicher Abriss

Klettern im Frankenjura – Sport mit Tradition und Innovation in geregelten Bahnen
von Jürgen Kollert

Die Entwicklung des klassischen Felskletterns

Der Klettersport in der Fränkischen Schweiz hat eine jahrhundertelange Tradition.

Lange bevor die ersten Gipfel unter sportlichen Gesichtspunkten beklettert wurden, sind von Chronisten und Forschern Besteigungen einzelner Felsen durch Einheimische erwähnt, bzw. nachgewiesen worden. Archäologische Funde belegen Gipfelbesteigungen schon in vorgeschichtlicher Zeit (Rabenfels, Wiesenthauer Nadel). Die Beweggründe für dieser Gipfelbesteigungen dürften weniger sportliche gewesen sein, zu Grunde lagen eher rituelle oder strategische Überlegungen. Im Mittelalter waren Felskuppen in Burgen und Siedlungen einbezogen (Tüchersfelder Türme, Wichsenstein, Bärenfels) oder sie dienten als Beobachtungsposten (Wachstein) und Signalwarten zur Nachrichtenübermittlung (Signalstein). Der Weidlwanger Kanonier weist auf eine Gipfelbesteigung aus strategischen Gründen während des dreißigjährigen Krieges hin. Beschrieben sind in der Folge Besteigungen einzelner Felsen unter touristischen Aspekten (Pfaffenstein und Adlerstein) im 17. Jahrhundert.

Die eigentliche klettersportliche Erschließung der Fränkischen Schweiz begann so um das Jahr 1890, mit der Erstbesteigung der Brosinnadel im Lehenhammertal und dem Student im Pegnitztal durch den in Erlangen tätigen Arzt Fritz Brosin, der später auch im Elbsandsteingebirge seine Spuren als Kletterer und Erstbegeher hinterließ und dort leider auch 1900 tödlich verunglücklichte.

In der Folge waren zunächst die Besteigungen der freistehenden Türme das Ziel der Kletterer, dabei kamen zum Teil riskante und ausgefallene Methoden zur Anwendung. So bekam der Bolzenstein seinen Namen, weil bei der „Erstbesteigung“ (1905) mit einer Armbrust eine an einem Bolzen befestigte Schnur über den Turm geschossen wurde, man an dieser ein Seil nachzog und daran zum Gipfel hangelte. Einige Gipfel wurden durch mehr oder weniger gewagte Sprünge erreicht (Hunnenstein, Sprungstein). Schon um 1900 dürften alle leicht erkletterbaren, hohen Türme (bis zum 3. Grad) bestiegen worden sein.

Während Hanfseile schon sehr früh zur Sicherung benutzt wurden, kamen erst ab dem Jahr 1905 zusätzlich Felshaken in Form von Sicherungsringen bzw. Sicherungsstiften zum Einsatz. Der erste dokumentierte Einsatz war wohl bei der zweiten Besteigung des Gipfels „Alter Fritz“. Die Verwendung entsprechender Sicherungshaken ermöglichte eine bessere Sicherung beim Überwinden schwierigerer Wandstellen. Anfangs mussten sich die Kletterer am Haken noch ausbinden, das Seil durch die Hakenöse fädeln und danach wieder einbinden, eine aufwändige Technik. Durch die Verwendung von Feuerwehrkarabinern, welche erstmalig ab etwa 1910 eingesetzt wurden, konnte die Sicherungstechnik weiter optimiert werden.

Durch diese neuen Sicherungsmethoden und dem damit verbundenen Anstieg der gekletterten Schwierigkeiten, war es möglich, dass bis ca. 1915 alle wichtigen Türme der Fränkischen Schweiz bestiegen waren. Bereits ab dem Jahr 1912, wurden aber neue Wege auf die schon bekletterten Gipfel gesucht, die eindeutig unter sportlichen Aspekten zu sehen sind. Besonders die Seilschaft Rockstroh/Vollrath war ihrer Zeit voraus und erreichten mit ihren Wegen schon den 6. Grad (Riffler – Rockstroh- und Vollrathrisse, Streitberger Schild – Rockstrohriß, 1912 bzw. 1913) und damit den Anschluss an die damalige Kletterspitze. Außerdem verließen sie schon früh die Geborgenheit von Rissen und Kaminen und wagten sich an ausgesetzte Wandklettereien (Rotenstein – Talseite).

Noch bevor 1912 mit dem Nürnberger Turm in Würgau einer der letzten, großen freistehenden Türme bezwungen war, begann die klettersportliche Erschließung der Felsmassive. Die erste Massivkletterei dürfte der „Glatzensteinkamin“ am gleichnamigen Massiv gewesen sein, der angeblich bereits 1902 durchstiegen wurde.
Die Ausrüstung der Kletterer bestand zum damaligen Zeitpunkt aus Hanfseilen in einer Stärke von 11 bis 13 mm, wobei den Kletterern sehr wohl bewusst war, dass es sich in erster Linie um eine moralische Sicherung handelte und Stürze unbedingt vermieden werden mussten. Kletterschuhe der damaligen Zeit hatten entweder eine Sohle aus Hanfgeflecht oder eine spezielle Filzsohle. Die Felshaken wurden oft im Eigenbau hergestellt und es kamen Haken aus abenteuerlichen Quellen zum Einsatz, so z.B. Türangeln. Mit dieser Ausrüstung wurde im Grunde bis in die frühen 1950er Jahre geklettert.

Nach dem Ersten Weltkrieg begann die systematische Erschließung der höheren Felsmassive und zunehmend standen beim Klettern auch rein sportliche Aspekte im Vordergrund. Mehr und mehr wurde die „Geborgenheit“ von Rissen und Kaminen aufgegeben und man versuchte sich auch an schwierigen Wandklettereien. Durch den verstärkten Einsatz von Haken als Sicherungsmittel konnte die Sicherheit erhöht und dadurch die gekletterten Schwierigkeiten gesteigert werden. Möglicherweise wurde bereits 1920 von Hans Teufel bei der Erstbegehung des Teufelrisses am Rotenstein erstmalig der 7. Grad geklettert. Die Erstbegehungen erfolgten grundsätzlich ohne vorheriges Auskundschaften von unten. Geklettert wurde überwiegend frei, die Haken wurden vorrangig zur Sicherung angebracht. Nur dort wo ein freies Klettern (noch) nicht möglich war, wurden die Haken auch zur Fortbewegung genutzt. Die Pioniere der damaligen Zeit waren Hans Teufel, Ferdinand Dassler, Hans Bieringer, Hans Tausendpfund, die Gebr. Seifert, um nur einige zu nennen. Viele der, in den 1920er Jahren erschlossenen Kletterrouten sind auch heute noch im Zeitalter des 11. Grades echte Herausforderungen für ambitionierte Kletterer. Eine weitere Steigerung der Schwierigkeiten war nur durch den verstärkten Einsatz von Haken zur Fortbewegung möglich und ab etwa 1933 wurden kurze Hakenreihen und Trittschlingen benutzt. Der Name „Affenschaukel“ ist Ausdruck einer Diskussion über eine neue Route am Zehnerstein (1933), in der nach Meinung einiger Kletterer zu viele Haken zur Fortbewegung benutzt wurden.

Die Zeit des Nationalsozialismus ging nicht spurlos am Klettersport in der Fränkischen Schweiz vorbei. Fast alle kleinen Kletter- und Touristenvereine wurden aufgelöst, und der damalige Alpenverein duldete nur Arier als Mitglieder. Manch ein Felsen erhielt neue Namen, aus der Martinswand wurde eine Adolf Hitler Wand, aus dem Bärenstein der Göringstein.

Nach dem Zweiten Weltkrieg kam der Klettersport ab 1945 erst langsam wieder in Fahrt. Mit der alten Ausrüstung, die auf Grund des Alters eigentlich keinerlei Sicherheit gewährleistete und in Ermangelung an geeigneten Schuhen häufig barfuß kletternd, begann eine neue Erschließungswelle. Dieter Cukrowski, die Gebrüder Schlesinger, J. von der Grün, Andreas Link u.a. erschlossen nicht nur viele neue Wege, sie setzten auch, was die gekletterten Schwierigkeiten betraf, neue Maßstäbe. Die „Todesverschneidung“ am Hängenden Stein, die „Friedhofsrisse“ an der Weißen Wand (1948, beide von D. Cukrowski) und insbesondere „Die Gelbe“ an der Matterhornwand (1950, Andreas Link) waren extreme Wege der damaligen Zeit. „Die Gelbe“ war dabei die absolute Spitzenroute. Sie galt bis zum Beginn der 1970er Jahre als das „Nonplusultra“ der fränkischen Klettereien. Die damals gültige 6-stufige Welzenbachskala blockierte dabei nicht nur eine differenzierte Bewertung sondern schien auch eine weitere klettersportliche Entwicklung zu bremsen, da die Höchstschwierigkeit ja im sechsten Grad (Die Grenze des Menschenmöglichen) verharrte.

Eine verbesserte Ausrüstung (sicherere Hanfseile, gummi-besohlte Kletterschuhe, verschiedene Hakentypen und Karabiner) ermöglichte neue Herausforderungen. Derer gab es genug in Form von abweisenden Wänden, ausladenden Dächern und stark überhängenden Rissen. Mit selbstaushängenden Trittleitern („Fiffi“) und dem Einsatz vieler Haken wurden neue Wandpartien in überwiegend technischer Kletterei erschlossen. Nach der Erfindung des Bohrhakens wurden dann in den 1960er Jahren, dem Vorbild einiger Direttissimas an großen Dolomitenwänden folgend, auch in der Fränkischen einige wenige, praktisch rein hakentechnisch gekletterte, Routen erschlossen („Galaxie“ und „Astronautenleiter“ – Röthelfels, Sprungstein Talseite- Direttissima u.a.). Die so entstandenen Wege waren nicht unumstritten, bedeuteten sie doch eine deutliche Abkehr vom Freiklettergedanken. Diese Ära währte erfreulicherweise nur kurz, man erkannte schnell, dass diese Form des Kletterns eine Sackgasse darstellte und keine wirkliche Weiterentwicklung des Klettersports darstellte.

Seit Ende der 1960er Jahre stagnierte so die klettersportliche Entwicklung in der Fränkischen Schweiz. Es schienen alle interessanten Felsformationen erschlossen. Trotz mittlerweile immer besserer Ausrüstung, das moderne, sturzsichere Kernmantelseil hatte die Hanfstricke ersetzt, moderne Schuhe mit Gummisohlen erleichterten das Klettern und professionell hergestellte Haken und Karabiner sorgten für mehr Sicherheit, war eine Weiterentwicklung zunächst nicht zu verzeichnen.

Es war die Zeit in der Oskar Bühler († 2001) begann, mit dem von ihm erfundenen, einzementierten „Bühlerhaken“, marode Felshaken auszutauschen und so den Grundstein dafür legte, dass die Fränkische Schweiz auch unter Sicherheitsaspekten eine führende Stellung unter den Mittelgebirgsklettereien einnehmen konnte.
Ab Anfang der 1970er Jahre sorgten schließlich der Nürnberger Kurt Albert und seinen Freunde für eine Trendwende. Inspiriert durch Besuche im Elbsandsteingebirge und der Konfrontation mit den dort gültigen strengen Kletterregeln und durch Besuche in den USA erfolgte eine Rückbesinnung auf das reine Freiklettern, d.h. zur Fortbewegung am Felsen durften nur noch natürliche Felsstrukturen verwendet werden. Im Jahr 1975 schließlich, wurde das „Rotpunkt – Klettern“ erfunden und von Kurt Albert und Gefährten offiziell eingeführt. Zunächst wurde nur versucht, bis dahin mit Hakenhilfe zur Fortbewegung gekletterte Wege „frei“ zu klettern, d.h. es durften nur natürliche Felsstrukturen zur Fortbewegung benutzt werden, Haken und anderes Material dienten ausschließlich der Absicherung. So „frei“ gekletterte Wege wurden mit einem roten Punkt am Einstieg gekennzeichnet. Aber auch neue Kletterwege wurden in der Folge in diesem Stil erschlossen und man stieß, was die bewältigten Schwierigkeiten anging, schnell in neue Dimensionen vor. Das „Rotpunkt – Klettern“ wurde rasch zu einem weltweit anerkannten Kletterstil und ebenso schnell wurde die bis dahin geltende, beim 6. Grad endende Schwierigkeitsskala endgültig gesprengt.
Bereits 1977 wurde nach einer Grundsatzdiskussion in Nürnberg der 7. und 8. Schwierigkeitsgrad im Frankenjura offiziell eingeführt.
Durch gezieltes Training und Kontakte zu ausländischen Kletterern entwickelte sich das Schwierigkeitsklettern rasant. Nicht zuletzt durch den aus der Pfalz in die Fränkische Schweiz übergesiedelten Wolfgang Güllich wurde schnell der 9. und 10. Grad erreicht. Konnte am Anfang dieser Ära noch Kurt Albert durch seine Erstbegehungen im 9. Grad Maßstäbe setzen (z.B. „Sautanz“ (9-), Obere Gößweinsteiner Wände, 1981; „Magnet“ 9, Richard Wagner Fels, 1982), so war es in der Folge Wolfgang Güllich der regelmäßig die Messlatte nach oben verschob.
Auch einige ausländische Besucher, wie John Bachar mit „Chasin the Train“ (9) 1981 und Jerry Moffat mit „Ekel“ (9+) im Jahr 1983, konnten die Fränkische Schweiz um einige Toprouten bereichern.

Mit der Route „Kaum Zeit zum Atmen“ an der Luisenwand gelang Wolfgang Güllich die erste Route im 10. Grad in der Fränkischen Schweiz. Im Jahr 1987 erreichte er mit „Wallstreet“ (XI-) am Krottenseer Turm den unteren Elften Grad und kletterte damit wohl die damals schwerste Route der Welt.
Wolfgang Güllich war es auch, der mit der Routen „Action Directe“ am Waldkopf im Krottenseer Forst, im Jahr 1991, die weltweit erste Route im glatten 11. Grad klettern konnte.
In dieser Zeit war die Fränkische Schweiz so etwas wie der Nabel der Kletterwelt. In der legendären Wohngemeinschaft in Oberschöllenbach trafen sich bei Kurt Albert und Wolfgang Güllich, Spitzenkletterer aus aller Herren Länder um sich an den hiesigen felsigen Problemen zu versuchen.

Der tragische Unfalltod von Wolfgang Güllich im Jahr 1992, stoppte diese rasante Entwicklung über mehr als zehn Jahre. Seine Toproute „Action Directe“ erhielt mit zum Jahr 2000 nur zwei Begehungen. Erst 2005 konnte mit Markus Bock erstmals ein einheimischer Kletterer die Route wiederholen. In der Folgezeit entstand, meist eben durch diesen Kletterer, an den Felsen der Fränkischen Schweiz eine Vielzahl an Routen im 10. und 11. Schwierigkeitsgrad. Markus Bock war es dann auch, der mit der Route „Corona“ am Schneiderloch 2006 die erste mit 11-/11+ bewertete Route klettern konnte. Auf sein Konto gehen die meisten der schweren Routen die nach dem Jahr 2000 in Fränkischen Schweiz entstanden sind.
Mit dem jungen Alex Megos aus Erlangen hat die fränkische Kletterszene einen neuen Spitzenkletterer von internationalem Format. Er ist bisher der einzige, der alle Routen im Grad 11/11+ in der Fränkischen Schweiz wiederholen bzw. erstbegehen konnte. Seine schnellen Wiederholungen schwerster Routen im Ausland haben ihm auch in der internationalen Szene hohes Ansehen verschafft. Ihm gelang im Jahr 2015 mit „Supernova“ am Planetarium, die erste Route im noch unbestätigten glatten Grad 11+ und damit die bisher schwerste Route im Frankenjura.
Mittlerweile existieren im Frankenjura über 100 Routen im 11. und über 300 Routen im 10. Schwierigkeitsgrad, was die Bedeutung der Kletterregion für den internationalen Spitzensport unterstreicht.
Aber nicht nur Spitzensport ist an den Felsen der Fränkischen Schweiz geboten. In den über 12.000 Routen in allen Schwierigkeitsgraden finden Kletterer/innen unterschiedlichen Könnens und jeden Alters reichliche Betätigungsmöglichkeiten.

Von der perfekt gesicherten Kinderroute bis zur, auch moralisch anspruchsvollen, Sportkletterei ist an den Felsen der fränkischen Schweiz alles zu finden. Dieser Umstand und die ausgesprochene Familienfreundlichkeit des Gebietes erklären die Popularität des Frankenjuras bei den Freunden des Klettersports.

Bouldern

Ab Mitte der 1970er Jahre wurde eine weitere Spielart des Kletterns auch in der Fränkischen Schweiz populär. Das Bouldern, also das seilfreie Klettern von extremen Schwierigkeiten an meist kleineren Felsblöcken in Absprunghöhe, fand insbesondere unter den Spitzenkletterern schnell Anhänger. Das Lösen von schwierigsten Kletterproblemen ohne ernste Verletzungsgefahr erwies sich nicht nur als perfektes Training auch für das klassische Felsklettern, es entwickelte sich rasch zu einer eigenständigen Sparte des Klettersports. Der Protagonist dieser Art des Kletterns in der Fränkischen war sicherlich Wolfgang Fietz, genannt „Flipper“. Eine Besonderheit seiner Art zu Bouldern bestand darin, dass er schwierigste Passagen nicht nur in Bodennähe ohne Seilsicherung kletterte, sondern das Lösen von Kletterproblemen auch auf höhere Wände übertrug, in dem er mit Seilsicherung von Oben schwierigste Kletterstellen meisterte. Viele der von ihm so „ausgeboulderten“ Wege bzw. Probleme wurden später im klassischen Stil geklettert und stellten Spitzenwege im 10. Grad dar (z.B. „Siphon“, Hängender Block).
Heute ist das Bouldern fester Bestandteil des Kletterns in der Fränkischen Schweiz und erfreut sich großer Beliebtheit. Genaue Zahlen über die Menge an Boulderproblemen gibt es nicht, da im Sinne einer freiwilligen Selbstbeschränkung ein Veröffentlichungsverbot eingehalten wird.

Fränkischer Erfindergeist

Nicht nur die rein sportliche Entwicklung des Kletterns betreffend, zeigten sich die Franken innovativ, auch was die Sicherheit im Bergsport betrifft, wurde in der Fränkischen Schweiz einiges ausgetüftelt. Der Erlangener Heinrich Opitz (†1998) war maßgeblich an der Entwicklung des ersten Kernmantelseils durch die Firma Edelrid beteiligt. Fritz Sticht (†1988), ebenfalls aus Erlangen stammend, führte mit der Erfindung der Stichtplatte zur Gefährtensicherung das dynamische Sicherungsprinzip ein. Alle heute auf dem Markt befindlichen Tuber funktionieren nach diesem Prinzip. Den vielleicht wichtigsten Beitrag zur Sicherheit im Bergsport leistete aber wohl der Nürnberger Oskar Bühler mit der Erfindung des einzementierten, nicht rostenden Hakens, dem nach ihm benannten Bühlerhaken. Anfangs nicht unumstritten, hat sich das Prinzip des Bühlerhakens mit der aktuellen Verbundhakentechnik mittlerweile allgemein durchgesetzt. Für seine Verdienste um den Bergsport wurde Oskar Bühler mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.
Klettern und Naturschutz – Die Kletterkonzeptionen
Auch was den Naturschutz betrifft, nehmen die Kletterfelsen der Fränkischen Schweiz eine Sonderstellung unter den Mittelgebirgsklettereien ein. Sogenannte Kletterkonzepte sorgen dafür, dass der Natursport Klettern möglichst im Einklang mit der Natur und geltenden Naturschutzgesetzen erfolgt. Nachdem Ende der 1980er Jahre einige behördlicherseits einige Kletterverbote ausgesprochen wurden und weitere Kletterverbote drohten, formte sich in der Kletterschar Protest und die „IG-Klettern Frankenjura und Fichtelgebirge“ wurde gegründet. Die Kletterer setzten hierbei nicht auf Konfrontation sondern auf Kooperation. Es war der Startschuss für eine erfolgreiche Zusammenarbeit von DAV und IG Klettern mit den Naturschutzbehörden, Naturschutzverbänden und dem Naturpark Fränkische Schweiz/Veldensteiner Forst mit der Zielsetzung, eine naturverträgliche Ausübung des Klettersports in der Fränkischen Schweiz sicher zu stellen. Nach einer Idee von Bernd Raab vom Landesbund für Vogelschutz (LBV) und Günter Brahm vom DAV entstand 1992 das erste regionale Kletterkonzept „Eibenwald und Weiße Wand“. Der Grundgedanke der Kletterkonzepte ist dabei, im Sinne eines freiwilligen Verzichts, eine lokale Beschränkung des Klettersports auf bestimmte Felsregionen. Unter naturschutzfachlichen Gesichtspunkten werden die Felsen bestimmten Zonen (Zone 1 – 3) zugeordnet. Dabei bedeutet „Zone 1“ einen vollständigen Kletterverzicht bzw. ein Kletterverbot, während an „Zone 2“- und „Zone 3“-Felsen mit Einschränkungen weiter geklettert werden darf. Zusätzlich existieren, wegen Vogelschutz während der Brutphase bedrohter Vogelarten, noch zeitliche befristete Kletterverbote. Dazu kommen die Regulationsmechanismen der freiwilligen Absprachen, wie der Erstbegeher- und der Boulderappell (1994 bzw. 1998) und das Sanierungsstatement (2002) der IG. Nach über 20-jähriger Arbeit sind mittlerweile alle Felsen bzw. Regionen der Fränkischen Schweiz und der angrenzenden Klettergebiete in einem Gesamtkonzept erfasst. Die Kletterkonzepte der Fränkischen Schweiz gelten bundesweit als Vorbild und finden auch im benachbarten Ausland Nachahmung.

Die IG Klettern

Vor dem Hintergrund einer behördlich verfügten Komplettsperrung des Röthelfels im Februar 1989, formierte sich der Widerstand unter den fränkischen Kletterern. Erste Treffen einer kleinen Zahl engagierter Kletterer finden am damaligen Nabel der Kletterwelt in der bekannten Wohngemeinschaft in Oberschöllenbach statt. Im November 1989 wurde schließlich die Interessengemeinschaft, kurz IG Klettern Frankenjura. und Fichtelgebirge gegründet. Ihrem Beispiel folgend, werden in fast allen klettersportlich relevanten Mittelgebirgsregionen Deutschlands nachfolgend ebenfalls IG’s gegründet. In Franken wurde die IG Klettern, trotz anfänglicher Skepsis, von den Behörden rasch als kompetenter und kompromissbereiter Vertreter der Kletterverbände anerkannt. Seit 1992 ist sie maßgeblich an der Ausarbeitung und Umsetzung der Kletterkonzepte beteiligt. Im Jahr 1998 wird die „Vereinbarung der Bayerischen Staatsregierung mit dem DAV und der IG Klettern zum Klettern in den außeralpinen Felsgebieten in Bayern“ getroffen. Diese Arbeit fand im Jahr 2002 ihre Würdigung als die IG Klettern zusammen mit Günter Brahm mit dem bayerischen Umweltpreis ausgezeichnet wurde. Neben der Arbeit, die mit den Kletterkonzepten verbunden ist, kümmert sich die IG, dem Vorbild Oskar Bühler folgend, vor allem auch um die Sanierung und den Erhalt bestehender Kletterrouten.