Vor ca. 3 Jahren hatte ich ein lustiges Gespräch mit einem interessierten Indoor-Kletterer, der mich Folgendes fragte:
„Und du gehst auch draußen klettern?“„Klar, in die Halle gehe ich nur bei schlechtem Wetter.“
„Ja und wie sieht das dann draußen aus, sind da dann die Klettergriffe in den Fels geschraubt?“
Über diese Anekdote kann man leider heute nicht mehr lachen, da sie bittere Wahrheit geworden ist. Sieht so der Klettersport der Zukunft aus?
Es handelt sich nach den erschreckenden Vorfällen der Vogelgrippe und Schweinegrippe um ein weiteres weitgehend unerforschtes Grippevirus, das „Plastik-Klettergriff-Virus“. Bisher gibt es europaweit nur zwei Infizierte dieses Virus. Ein Patient steht im Elbsandstein auf tschechischer Seite und der andere in Behringersmühle hinter dem Hotel Behringers.
Wie alle Grippeviren kann auch dieses Virus sich in unterschiedlichen Intensitäten äußern. Während die Symptome bei vorherig genannten Wänden sich durch bunte Warzen über den ganzen Wandteil verteilt zeigen, weisen andere Wände in Italien oft nur eine einzige Warze auf, die eine unmögliche bzw. schwierige Kletterstelle „entschärft“. Solche Vorfälle sind bisher in der Fränkischen gottseidank noch nicht bekannt.
Während die bisherigen Viren der Vogel- und Schweinegrippe sich nur durch Hautkontakt verbreiten, besteht beim Plastikgriffvirus die Gefahr, dass es durch eine Verbreitung in den Medien bereits Leute infiziert hat, die noch keine Symptome zeigen, da die Inkubationszeit mehrere Monate betragen kann.
Fakt ist aber, dass die Grippe sich auch im Frankenjura verbreiten wird, wenn wir nicht frühzeitig Gegenmaßnahmen ergreifen! Leider waren die Kletterer völlig unvorbereitet auf den plötzlichen Ausbruch dieser Krankheit.
Dummerweise hat das Virus ausgerechnet einen Wirt im FFH-Gebiet befallen, der sich in Zone 1 befindet. Die Behörden wurden erst nach Ausbruch der Krankheit informiert, nachdem die IG Klettern davon erfahren hat.
Es handelt sich um ein von Menschenhand geschaffenes Virus, das das Zonierungskonzept der IG mit Füßen tritt. Im Gebiet um diesen Fels befinden sich viele attraktive Felsen, die in Zone 1 gekommen sind. Wenn sich nicht alle an die Spielregeln halten, werden sicher bald Erstbegeher ebenfalls auf die Zonierung pfeifen und Zone1-Felsen einbohren.
Von „Routentuning“ kann im Falle Behringers gar keine Rede sein, vielmehr wurden hirnlos Griffe angeschraubt, in einem Bereich, wo Routen zwischen 6 und 7 frei (ohne künstliche Griffe) möglich wären. Befürworter dieser Krankheit sprechen von einem Einzelfall, allerdings geht es hier auch ums Prinzip: in der Fränkischen gibt es eine über 100 Jahre alte Klettertradition, die eine Routenmanipulation jeglicher Art grundsätzlich ablehnt!
Das Argument, dass Anfänger hier sanft den Kontakt mit dem Felsen lernen können, zieht nicht! Entweder ist eine Wand künstlich oder natürlich. Im Falle der Behringer-Wand wurde von den Kletterbewegungen her nichts anderes geschaffen als eine Indoor-Wand, folglich hätten die Griffe auch genauso an eine künstliche (Outdoor)Wand geschraubt werden können, was wohl noch billiger gewesen wäre. Das Argument, dass Anfängerfelsen in der Fränkischen durch diese Wand entlastet werden würden, zieht bei einem Routenangebot von ca. 5 Routen ebenfalls nicht.
Leider wird es, wie bei jedem Virus, auch hier wieder Grippe-Parties geben, bei denen Kletterer durch sanften Kontakt mit dem Virus sich immun machen können. Diese Kletterer werden sich allmählich an die Existenz künstlicher Klettergriffe gewöhnen.
Damit es gar nicht soweit kommt, ist es die Aufgabe aller Kletterer, die Ausbreitung dieses Virus zu verhindern und sich vor einer Infektion zu schützen. Darüber hinaus sind die Behörden angehalten, zu reagieren, und die Krankheit an der Wand in Behringersmühle zu bekämpfen.
(Dieser Beitrag von Raimund Schuh wurde zuerst unter „Neues unbekanntes Grippevirus“ im Steinschlag 2009-2 veröffentlicht)