Unsere fränkischen Felsen galten lange Zeit als Trainingsgebiet für die Alpen. Viele der großen Felsfahrten im Frankenjura stammen aus dieser Zeit der alpinen Eroberungen, lange bevor das Freiklettern bei uns Einzug hielt. An geradliniges Sportklettern war damals nicht zu denken. Die Wände wurden zunächst auf dem einfachsten Weg durchstiegen, was oft zu einem wilden Seilverlauf führte. Man benutzte kürzere Seile und ein guter natürlicher Stand wurde meist zum Nachholen benutzt. Und war die Wand einmal nicht besonders hoch, so bot sie vielleicht doch einen über Bänder oder an Lochreihen entlangführenden Quergang, um die Kletterstrecke zumindest ein bisschen in die Nähe von alpinen Maßstäben zu bewegen.
Viele Stände sind durch die heutige Absicherung mit Bühlerhaken überflüssig geworden, durch die Umlenkungen muss auch kaum mehr zwingend nachgeholt werden. Dennoch gibt es noch eine beschauliche Auswahl an Kletterwegen im Frankenjura, die man mit Fug und Recht als „Mehrseillängen-Routen“ bezeichnen kann. Die folgende Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die Suche nach weiteren Abenteuern dieser Art überlassen wir dem findigen Kletterer und Student der Kletterliteratur.
Fränkische Mehrseillängen-Touren
Route (Massiv) | SL | Wandhöhe / Klettermeter | Schwierigkeit | Erstbegeher (Jahr) | Hakenzustand | Routeninfo |
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Take Five (Heinrichsgrotte) | 5 | 60 / 80 | 6+/7-, 7, 6+, 5, 8- | Burkhard Müller & Norbert Schauer (2003) | neu | Fränkisch alpin, Abenteuerweg mit guter Sicherung |
Che Guevara Gedenkweg (Heinrichsgrotte) | 3 | 40 / 50 | 5+/A2 | Kurt Ostermayer, Karl Schenk, Rudolf Buchner (1972) | teilweise saniert | 1. SL sehr brüchig & alte Haken |
Hermann Buhl Gedenkweg (Heinrichsgrotte) | 3 | 40 / 50 | 5+/A2 | alte Haken, teilw. Bühler | Historische Technotour | |
Neuer Che Guevara Gedenkweg (Heinrichsgrotte) | 3 | 40 / 50 | 6+/7-, 7, 5 | Burkhard Müller, Norbert Schauer, Armin Wilfert (2002) | saniert/neu | Ordentlich gesicherte Variante des Orginalweges, schönes Dolomitentraining |
Alter Weg (Hohe Geisel) | 3 | 30 / 60 | 7- | K. Mahringer (1930) | Bühler/zementierte Ringe | 1. SL verwachsen; langer Quergang in der 2. SL, früher mit Seilzugquergang gemacht; 3. SL im 5. Grad rausklettern |
Tausendpfundweg–Gemsenquergang–Nordwestkante (Martinswand) | 3 | 50 / 75 | 6+, 7-, 5+ | unbekannt | Bühler | Tolle 3-Seillängen-Kombination mit langem und luftigem Quergang in Wandmitte. |
Linker Weg (Wolkensteiner Wand) | 3 | 42 / 55 | 6- | unbekannt | saniert | Im linken Wandteil hoch bis zum großen Band. Über das Band bis zum rechten Wandende (Baum). Dann über Riss hinauf zum 3. Stand. Klassischer Weg im Genussbereich. |
Altes & Neues (Bandstein) | 2 | 45 / 50 | 6-, 7+/8- | Burkhard Müller (2004) | saniert/neu | Die logische Linie durch die bisher wenig beachtete Westwand |
Pinz Ged.-Weg (Bandstein) | 2 | 45 / 50 | 6-, 5 | unbekannt | Bühler | Interessante Unternehmung mit Höhlendurchstieg! |
Schwab Ged.-Weg (Bandstein) | 2 | 40 / 45 | 6, 7+/8- | unbekannt | saniert | Unten rissig, oben Verschneidungs- und Wandkletterei |
Alter Weg (Brüchige Wand) | 2 | 35 / 40 | 4+ | unbekannt | mittelmäßig, Keile und Schlingen für 2. SL nötig | nach links zum Wandbuch – dort Stand |
Don Colodri Baumann + Das Ende der Gemütlichkeit (Dooser Wand) | 2 | 35 / 40 | 6+, 8+ | Burkhard Müller (2001) | neu | Hoch über der Wiesent, ausgesetzt und gut gesichert |
Siebter Sinn + Bülters Erben (Dooser Wand) | 2 | 35 / 40 | 7+, 8- | Martin Grulich | Bühler | Tolle, oben ausgesetzte Kletterei mit teilweise größeren Hakenabständen |
Walzerschritt (Erlanger Felsentor) | 2 | 40 / 50 | 8, 8+ | Peter Müller (1996) | Bühler | |
Ho-Chi-Minh-Pfad (Heinrichsgrotte) | 2 | 40 / 50 | 5+/A2 | Kurt Ostermayer, Karl Schenk, Rudi Buchner (1972) | alte Haken, teilw. Bühler | Historische Technotour durch die große Grotte |
Tausendpfundweg (Martinswand) | 2 | 50 / 60 | 6+ | Hans Tausendpfund (vor 1931) | Bühler | großer Klassiker |
Robert Lukas Gedenkweg (Rabenfels) | 2 | 35 / 40 | 6+ | G. Fuchs (1967) | Bühler | Tolle Route mit Chancen auf Kreuzotternbegegnung (in der 1. SL) an einem der schönsten Felsen im Frankenjura. |
Weg der kleinen Helden (Schlossbergzwillinge) | 2 | 27 / 40 | 5-, 6- | Burkhard Müller & Ernst Hermann (2003) | neu | Kleine Übungstour für Einsteiger und Mehrseillängennovizen |
Alter Riss + Rechter Ausstieg (Wolkensteiner Wand) | 2 | 42 / 45 | 6+, 6- | unbekannt | saniert | Klassische Riss und Verschneidungskletterei (untere SL ggfs. Keile). |
Corazón (Wolkensteiner Wand) | 2 | 45 / 40 | 7, 7/7+ | Burkhard Müller & Annette Roeder (2006) | neu | Schöne und gut gesicherte Route in landschaftlich reizvollem Ambiente. |
Hans Sachs Gedenkweg (Wolkensteiner Wand) | 2 | 37 / 40 | 7+, 6- | unbekannt | saniert | Nicht leicht, aber lohnend |
Kleine Reise (Wolkensteiner Wand) | 2 | 45 / 50 | 6+, 7 | Burkhard Müller & Ernst Hermann (technisch) (2006) | neu | Nach den ersten 20m geht es kurz über den Alten Riss bis zum ersten Standplatz, dem großen Baum in der Mitte. Standschlingen sind vorhanden, trotzdem lange 2m-Schlinge mitnehmen. Am Baum links wieder in die Wand und hinauf bis zum Stand mit Kette. |
Trapez (Wolkensteiner Wand) | 2 | 45 / 45 | 8, 9- | Stefan Löw (1997) | ||
Wolkenschloss (Wolkensteiner Wand) | 2 | 37 / 42 | 8/8+, 6- | Peter Müller | saniert | Tolle Route mit einer schweren, 30 m langen ersten Seillänge. |
Wolkensteiner Überhang (Wolkensteiner Wand) | 2 | 45 / 45 | 6, 9 | 1. RP Wolfgang Güllich (1982) | Schwerer Güllich-Klassiker in der zweiten Seillänge. | |
Schleßingerweg (Matterhornwand) | 4 | 50 / 75 | 6+ | Gebrüder Schleßinger (vor 1964) | Große Felsfahrt mit henkeligem Einstieg. | |
Bäumlesweg mit Gipfelüberschreitungen (Riffler) | 4 | 40 / 60 | 5- | Rifflerbuben Nürnberg | Der leichteste Weg durch die Talwand, gefolgt von ausgesetzter Gratüberschreitung. | |
Maduschka Gedenkweg (Ziegenfelder Wände) | 2 | 20 / 25 | 5 A2 | Walter Schott (1938) | echtes 2 Seillängenabenteuer für Technofreaks! | |
Norisweg (Löwenstein) | 4 | 50 / 60 | 4, 6-, 2, 6 | Konrad Oed und C. Gruber (1928) | Alpine Reise mit guter Kletterei in den schwereren Seillängen. |