Heutzutage sind an den fränkischen Felsen überwiegend nichtrostende Edelstahlhaken zu finden. Dies war selbstverständlich nicht schon immer so! Bis zur Erfindung des Bühlerhakens durch Oskar Bühler kamen hauptsächlich Schlaghaken in verschiedensten Formen, meist aus geschmiedetem Eisen, zum Einsatz. Diese wurden in den vergangenen Jahrzehnten nach und nach durch Bohrhaken ausgetauscht. Für uns heute eine Selbstverständlichkeit, bieten die „Silberlinge“ doch mehr Sicherheit. Doch bereits damals rührte sich Widerstand aus der Fraktion der ernsten Bergsteiger. Vereine wie der A.C. Teufelskralle verstanden sich als Gegner des Bühlerhakens, sahen die Unsicherheit der alten Haken als Teil des Sports, und sägten prompt viele Haken wieder ab. Doch auch nachdem der Bühlerhaken allgemeine Akzeptanz gefunden hatte, gingen und gehen bis heute die Meinungen auseinander, wie eine Kletterroute am besten abzusichern ist, einhergehend mit scheinbar unvereinbaren Wertevorstellungen. Dies führte immer wieder zu Auseinandersetzungen, bei denen Haken gesetzt und wieder entfernt wurden.
Konsens statt Hakenkrieg
Hakenkriege, wie man derartige Konfrontationen landläufig nennt, gab es schon in vielen Klettergebieten und das Thema ist nicht neu. Im September 2002 luden daher die Alpenvereine Deutschlands und Österreichs zur Diskussion beim Kongress Future of Mountain Sports in Innsbruck. Am Ende dieses Kongresses stand die Tirol Deklaration zur Best Practice im Bergsport. Diese enthält einen Satz von Werten und Maximen als Orientierungshilfe für das Handeln im Bergsport. Besonders interessant sind hierbei die Artikel 8: Guter Stil und Artikel 9: Erstbegehungen. Kurz darauf, im November 2002, fand auch in Franken ein Treffen statt, initiiert von IG Klettern und DAV. Ergebnis war das Sanierungsstatement: eine auf unser Klettergebiet zugeschnittene Sammlung von Prinzipien, die im Nachgang von fast 200 lokalen Kletterern unterzeichnet wurde.
Gemeinsames Sanierungsstatement der IG Klettern Frankenjura und des DAV der Sektion Erlangen
Ergebnis der Diskussionsrunde „Routensanierung“ vom 30. November 2002
Über 100 Kletterer waren der Einladung der IG Klettern Frankenjura und des DAV der Sektion Erlangen gefolgt und hatten sich am 30. November 2002 im Landgasthof Meisel in Kalchreuth eingefunden, um sich an der mit Spannung erwarteten Diskussion zum Thema Routensanierung bzw. Nachsanierung zu beteiligen.
Vertreter aller Stilrichtungen des Klettersports waren anwesend, Junge & Alte, Bekannte & weniger Bekannte, Hardmover & Softmover, Traditionalisten sowie Verfechter des Plaisirkletterns, vor allem aber auch viele fränkische „Urgesteine“.
Unter der Moderation von Michael Eitel, (Ex-)Kletterer und Ehrenvorsitzender der IG Klettern begann die Diskussion mit Stellungnahmen der Kletterverbände (Günter Brahm (DAV), Jürgen Kollert (IG Klettern)), des DAV-Sicherheitskreis (Andreas Dick), von Benhard Thum als Vertreter der „Traditionalisten“ und Bernd Caspary als Vertreter der „Zeitgeistkletterer“. Nach diesen einführenden Statements wurde das Publikum in das Gespräch einbezogen.
Die nun folgende Debatte war natürlich geprägt von vielen Emotionen und mitunter ging es richtig turbulent zu. Gemessen an den im Vorfeld in den einschlägigen Internetforen doch recht polemisch geführten Streitgesprächen verlief die Diskussion an diesem Abend aber erfreulich ruhig. Die Mehrheit der Anwesenden wollte nicht nur die klettersportliche Tradition der Fränkischen Schweiz erhalten, sondern auch die, in dieser Tradition, gewachsene Vielfalt der Kletterstile. Pluralismus statt Hakenkrieg war angesagt und so wurde rasch deutlich, dass zwischen den unterschiedlichen Positionen keine unüberbrückbaren Gräben lagen und dass alle Beteiligten bereit und willens waren, eine Konsenslösung zu finden.
Letztendlich wurde der im Vorfeld von der IG Klettern und dem DAV ausgearbeitete Entwurf eines Sanierungsstatement vorgestellt. Nach einer weiteren kurzen Diskussion wurden einige Änderungen bzw. Ergänzungen beschlossen. Das abgeänderte, nachfolgend aufgeführte Sanierungsstatement wurde anschließend von dem Großteil der Anwesenden (über 80 Personen) unterzeichnet.
Unterzeichner (Stand: 05. April 2004) | ||
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