Der Frankenjura ist ein über mehr als hundert Jahre gewachsenes Klettergebiet, was sich auch daran zeigt, dass sich Sicherungsmaterial aus unterschiedlichen Zeiten in den Wänden befindet. Im Norden Bayerns kann man deshalb einen Streifzug durch die Geschichte der Haken machen: Vom Holzkeil über Schlaghaken und klassischem Bühler bis hin zu Haken der Marke „Eigenbau“ und Ösenschrauben lässt sich alles in unseren Felsen entdecken.
Im Folgenden findest du Informationen, wie man Bohrhaken setzen sollte, wie man Schraubglieder anbringt und dazu, wie du von der IG Klettern Material zum Sanieren oder Erschließen von Routen bekommen kannst.
Bohrhaken richtig setzen
Es gibt zwei Broschüren, welche theoretisches Wissen zum Setzen von Bohrhaken vermitteln:
Das IG Klettern Bohrhakenskript stellt Informationen zusammen, wie man Bohrhaken setzen kann. Die letzte Version von Jürgen Kollert von Anfang 2004 ist nicht mehr auf dem aktuellsten Stand. Der DAV hat die Bohrhakenbroschüre 2022 aktualisiert. In diese sind auch Kommentare der IG eingeflossen.
Ein ausgebrochener Bohrhaken
Es ist sehr selten, dass ein Haken aus der Wand bricht und der Ausbruch eines Verbundhakens am Wüstenstein war sehr lehrreich. Der betroffene Kletterer projektierte die Route „Nosegrind“ und stürzte wiederholt in den 5. Haken der Route, bis sich dieser löste. Der Kletterer fiel tiefer als erwartet, nicht aber bis zum Boden. Der gezogene Haken hing samt Expressschlinge unbeschädigt im Seil. Das ausgebrochene Felsstück, etwa handtellergroß, verletzte die sichernde Person leicht am Unterarm.
Die Schilderung des Unfallhergangs und die erste Inspektion des ausgebrochenen Felsstücks ließen vermuten, dass der Haken fehlerhaft gesetzt war, was sich vor Ort bestätigte.
Was wurde beim Hakensetzen falsch gemacht?
Der Haken war in sehr steilem Gelände nicht – wie erforderlich – senkrecht zur Felsoberfläche, sondern im spitzen Winkel zum Fels gesetzt worden (Bild 3). Zudem war der Haken zu nahe an einer Gefügestörung im Fels platziert. Er war im Abstand von ca. 10 cm zu einem in einen Riss geschlagenen Normalhaken gebohrt worden. An der Stelle der maximalen Belastung stützte sich der Haken an einer nur wenige Millimeter starken Felsschicht ab (siehe Bild 2 und 3). Selbst unter dem Ende des Hakenschafts war die Felsschicht nur einige Zentimeter stark.
Obwohl das Verbundmittel gehalten hatte, kam es zum Ausbruch eines „Biegungskeils“ (Bild 2 und 3).
Bohrhaken setzen: immer senkrecht zur Felsoberfläche
Korrekt positioniert, das heißt senkrecht zur Felsoberfläche angebracht, weisen normgerechte Verbundhaken, mit einem geeignetem Verbundmittel in festen Fels gesetzt, bei axialer Belastung eine Zugfestigkeit von 40–60 kN (entsprechend 4–6 Tonnen) auf.
Werden Verbundhaken dagegen in überhängendem Gelände (Bild 3) fehlerhaft angebracht, sinkt die Zugfestigkeit und Belastbarkeit dramatisch. Expansionsbohrhaken und Verbundhaken müssen immer senkrecht zur Felsoberfläche gesetzt werden (Bild 4).
Mit den modernen, vom DAV-Sicherheitskreis getesteten Verbundmitteln ist dies für versierte Hakensetzer auch in Überhängen und Dächern problemlos möglich. Der Abstand des Hakens zu Gefügestörungen im/am Fels (Risse, tiefere Löcher, Kanten usw.) muss mind. 15 cm betragen. Der Haken darf nur in festes, großflächig „gewachsenes“ Gestein und nicht in morsche Blöcke oder Schuppen gesetzt werden. Nur dann erreichen Verbundhaken die höchstmögliche Zugfestigkeit.
Schraubglieder
Schraubglieder (auch englisch Quicklink oder französisch Maillon Rapide), bieten eine gute Möglichkeit, Umlenkhaken vor dem Durchschleifen zu bewahren. In Kombination mit einem Edelstahlring kann gut umgebaut und abgelassen werden. Verschlissene Ringe kann man dank des Schraubglieds leicht austauschen. Die IG Klettern verwendet Schraubglieder als Teil der derzeitig bevorzugten Version für eine Umlenkstation.
Wichtig ist, dass das Schraubglied aus dem richtigen Material besteht und fachgerecht angebracht wird. Ansonsten stellt es eine Gefahrenquelle dar. Hierauf hat die DAV Sicherheitsforschung 2016 in einem Artikel mit dem Titel Schraubglieder als Gefahrenquelle hingewiesen.
Die IG Klettern verwendet nur hochwertige Edelstahl-Schraubglieder, aktuell von der Firma Peguet. Diese Schraubglieder haben einen Überdrehschutz (dicker Wulst am Ende), sind geprüft und entsprechen den einschlägigen Normen. Die Bruchlast liegt bei Längsbelastung bei 50 kN, es gibt also eine enorme Sicherheitsreserve (zum Vergleich: ein Klettergurt nach EN-Norm wird mit einer Last von 15 kN geprüft). Zudem entspricht der Stahl dem der Haken; dies schützt vor Kontaktkorrosion.
Beim Anbringen zu beachten
Beim Anbringen des Schraubglieds muss die Schraubrichtung (Schließrichtung) des Gewindes nach unten weisen. Beim Ablassen kommt es zu Schwingungen zwischen Ring und Schraubglied, welche andernfalls dazu führen können, dass sich das Schraubglied schwerkraftbedingt lockert.
Ebenfalls darf man die Schraube der Schraubglieder nicht zu fest anziehen („nach zu kommt ab“); 3 Nm sind ausreichend. Zusätzliche Sicherheit bietet der Gebrauch von chemischen Schraubensicherungen (z.B. von der Firma Loctite). Die IG Klettern stellt den Sanierern Schraubensicherungen zur Verfügung.
Grundsätzlich dürfen keine verschiedenen Stähle kombiniert werden, da die Gefahr der Kontaktkorrosion besteht (siehe Bild). Haken und Schraubglied sowie gegebenenfalls auch Umlenkring müssen aus Edelstahl gefertigt sein! Die IG stellt nur entsprechendes Material zur Verfügung.
Das Material der IG Klettern
Wegen des Alters und der Qualität einiger Haken hatte der Sanierungsbedarf vieler Routen bereits vor Jahrzehnten zugenommen, weshalb die IG begonnen hat, Klebehaken zur Verfügung zu stellen – Material, das den jeweils geltenden Normen entspricht.
Was bezwecken wir?
Es geht darum, Akzeptanz für genormte Klebehaken zu schaffen und diese für Mitglieder, welche Neutouren erschließen, günstig anzubieten und für Sanierer kostenlos zur Verfügung zu stellen. Die Idee ist, die durch die Beiträge der Mitglieder mit finanzierten Haken so günstig anzubieten, dass niemand mehr zu ungeeigneten Haken greifen muss.
Durch die Ausgabe von Haken steht die IG in engen Kontakt zu Sanierern und Erschließern. Dadurch können wir auf den Neutourenappell sowie das Sanierungsstatement hinweisen und mögliche Fragen zu beantworten. Wir helfen somit, schon im Vorfeld Konflikte mit Naturschutz und anderen Kletterern zu vermeiden.
Unser Material
Wir verwenden ausschließlich genormtes und hochwertiges Material von namhaften Herstellern.
Wie komme ich an Haken?
Als IG-Mitglied kannst du Haken für das Erschließen neuer Routen günstig beziehen. Für Sanierungen erhältst du das Material sogar kostenlos. Wende dich über das Kontaktformular an uns.