Kletterkonzepte werden gemeinsam von der IG Klettern, dem DAV, Umweltschutzverbänden und Naturschutzbehörden entwickelt. Sie vermitteln als freiwillige Vereinbarungen zwischen den Interessen von Naturschutz und Klettersport und helfen damit, Konflikte zu vermeiden. Durch Lenkungsmaßnahmen schützen Kletterkonzepte einerseits Flora und Fauna in besonders sensiblen Bereichen und gewährleisten andererseits den Fortbestand und die Weiterentwicklung des Kletterns. In den jeweils für eine Region geltenden Konzepten werden Aspekte wie Felszonierungen oder zeitlich befristete Felssperrungen wegen Vogelschutz festgelegt.
Die Bedeutung der Kletterkonzepte wurde durch die Verleihung des Bayerischen Staatspreises der Landesstiftung an die IG Klettern und an Günter Bram vom DAV 2002 unterstrichen. Heute dienen Kletterkonzepte auch international als ein Vorbild, das in vielen anderen Regionen Deutschlands und im Ausland umgesetzt wird.
Mit der Erstellung des Kletterkonzepts für das Hirschbach- und Lehnhammertal sowie des Schwarzen Brandes sind nun der gesamte Naturpark Fränkische Schweiz und Veldensteiner Forst zoniert. Die Kletterkonzepte bilden somit die Grundlage für den Klettersport im Frankenjura, Fichtelgebirge und Bayerischen Wald. Eine Übersichtskarte zum jeweiligen Konzept mit Liste der Felsen findet sich auf der Seite des Naturparks Fränkische Schweiz – Frankenjura.
Übersicht der Kletterkonzepte
Eibenwände und Weiße Wand
Das erste Kletterkonzept von 1992 diente als Pilotprojekt für den Klettersport im Frankenjura. Aufgrund der großen Bedeutung für den Naturschutz und den Klettersport – und weil sich die Beteiligten erst noch kennen und schätzen lernen mussten – kam es zunächst zu intensiven Diskussionen. Der von den Parteien erarbeitete Kompromiss stellt einen gerechten Ausgleich zwischen den jeweiligen Interessen dar.
Hersbrucker Alb und Pegnitztal
Der Arbeitskreis „Klettern und Naturschutz“ erstellte 1995 und 1996 das zweite Kletterkonzept. Dieses umfasst die Bereiche Schnaittachtal, Sittenbachtal, Högenbachtal und Alfelder Bachtal. Hierfür wurden 42 Kletterfelsen besichtigt und beurteilt.
Steinwald
Im Juli 1998 wurde eine Absprache zwischen dem DAV, der Unteren Naturschutzbehörde und dem Forst getroffen, welche das Klettern im Steinwald regelt. Dabei wurden Felsen festgelegt, an denen nicht geklettert werden soll. Im November 2008 wurden dann Zonen vergeben.
Bayerischer Wald
Das Kletterkonzept Bayerischer Wald war das siebte Konzept seiner Art, welches in den Bayerischen Mittelgebirgen ausgearbeitet wurde. Es knüpft nahtlos an die vorangegangen Kletterabsprachen an und setzt den Dialog zwischen Behörden und Naturschutzverbänden auf der einen Seite und Kletterverbänden auf der anderen im positiven Sinn fort.
Das Konzeptionsgebiet umfaßt den gesamten Bayerischen Wald, begrenzt etwa von Waldmünchen im Norden, der bayerisch – böhmischen Grenze im Nordosten, der Donau im Südwesten und der bayerisch – oberösterreichischen Grenze im Süden.
Betzenstein und Plech
Dieses Kletterkonzept umfasst 35 Kletterbereiche mit ca. 420 Routen in der Nördlichen Frankenalb. Zum Zeitpunkt der Erfassung waren diese schon weitgehend erschlossen. Hierbei wurde u.a. vereinbart, Umlenker unterhalb der Felsköpfe anzubringen und Zustiege so zu verändern, dass die Vegetation nicht in Mitleidenschaft gezogen wird.
Pottenstein
Das Kletterkonzept wurde bereits 1996 im Rahmen eines Studienprojekts angefangen, wobei zunächst die in Kletterführern erfassten Felsen berücksichtigt wurden. Da Pottenstein in einem Naturpark liegt und sehr viele Besucher verzeichnet, wurde das Gebiet 2001/2002 auch mit seinem weiteren Kletterpotential erfasst und zoniert.
Oberes Wiesenttal
Aufgrund der – auch internationalen – Bedeutung einiger Gebiete des nördlichen Frankenjuras für den Klettersport wuchs deren Beliebtheit deutlich an. Deswegen war es wichtig, den Besucherzustrom in der Region in naturverträgliche Bahnen zu lenken. Dieses Konzept schließt neben dem oberen Wiesenttal das Aufseßtal, das obere Ailsbachtal sowie das obere Pegnitztal im Nördlichen Frankenjura mit ein.
Oberes Trubachtal
Nach vier Ortsbegehungen wurde dieses Konzept am 1.4.2003 veröffentlicht. Unter den fast 60 erschlossenen Felsen befinden sich auch der Zehnerstein und der Richard-Wagner-Fels.
Gößweinstein
Das Kletterkonzept Gößweinstein löst das Kletterkonzept Eibenwände und Weiße Wand ab und zoniert alle weiteren Felsen um Gößweinstein herum.
Unteres Trubachtal
Mit diesem Konzept wurden neben Felsen um Egloffstein herum auch Gebiete bei Pretzfeld, Leutenbach, Wiesentthal und Kirchehrenbach erschlossen.
Leinleitertal
Die 40 Felsen dieses Gebiets wurden mit vier Begehungen erfasst, wobei die meisten von ihnen in FFH-Gebieten sind und daher der Zone 2 zugeordnet wurden. Wenige, klettersportlich meist nachrangige Felsen, wurden der Zone 1 zugeteilt und mit einem Kletterverbot belegt. Die als Naturdenkmal ausgewiesenen Pfarrwaldfelsen, die zuvor von Kletterern leider (u.a. mit Drahtbürsten) eifrig „geputzt“ wurden, wurden der Zone 1 zugeordnet.
Für die Felsen um Burggrub (u.a. Burggruber Wand, Luisenwand, Burggruber Block und Rotenstein) wurde die „Wildschutzregelung“ – Klettern nur bis 1 Stunde vor Dämmerungsbeginn – ins Konzept aufgenommen.
Fichtelgebirge
Die Ursprünge des Kletterkonzeptes gehen zurück in die frühen 90er Jahre. Ein erster Entwurf, die Grundlage des heutigen Konzeptes, stammt aus dem Jahr 1995. Lange drohte dieser in der Tiefe einer Behördenschublade zu verschwinden, bis 2003 eine Überarbeitung des Konzeptes im Zuge der Umsetzung der FFH-Richtlinien erfolgte.
Erstmalig wurde das Bouldern in einem Kletterkonzept ausdrücklich erwähnt und berücksichtigt. An einzelnen Felsen bzw. Felsgruppen gilt ein Boulderverbot. Erwähnenswert ist aber auch, dass das Bouldern explizit an den anderen Felsen (auch an Felsen der Zone 1) erlaubt wird!
Unteres Wiesenttal
Die Umsetzungsarbeiten zum Kletterkonzept “Unteres Wiesenttal” haben länger als gewohnt gedauert. Obwohl bereits alle erforderlichen Begehungen im Jahr 2005 durchgeführt wurden, dauerte es bis zum Sommer 2006, bis alle zusätzlichen Arbeiten beendet werden konnten.
Da viele der betroffenen Felsen in FFH-Gebieten liegen, erfolgte häufig die Einordnung in Zone 2. An den betroffenen Felsen sind Neurouten nicht in allen Fällen unmöglich, Voraussetzung ist jedoch eine vorherige Genehmigung durch die zuständige Behörde.
Bamberger Gebiete
Mit diesem Kletterkonzept wurden die letzten Kletterfelsen in den Fränkischen Regierungsbezirken erfasst und zoniert.
Da bereits ein Teil der 140 Felsen bei anderen Kletterkonzeptenund Zonierungsmaßnahmen begutachtet wurde, konnte dieses weitläufige Gebiet mit insgesamt 5 harmonisch verlaufenen Begehungen zoniert werden.
Die große Zahl an Zone-2-Felsen erklärt sich darüber, dass viele der Felsformationen in FFH-Gebieten liegen oder einen andersartigen Schutz-Status haben.
Auerbach, Königstein und Krottenseer Forst
Mit diesem Kletterkonzept wurden nach 11 Begehungen die Felsen des letzten noch offene Bereichs des Naturparkanteil Fränkische Schweiz / Veldensteiner Forst erschlossen. Wie andernorts war es auch hier angesichts des zunehmenden Besucherandrangs nötig, Flora und Fauna zu schützen und das Klettern in naturverträgliche Bahnen zu lenken.
Donaudurchbruch und unteres Altmühltal
Diese 1999 verabschiedete Vereinbarung stand schon seit einem Jahr zur Fortschreibung an. Nachbesserungen und Fachgremien, die vor einer neuerlichen Verabschiedung zu passieren waren, verzögerten die offizielle Weiterführung. Erst im Frühjahr 2010 meldete die Regierung Niederbayern Vollzug. Am 1. Juni 2010 wurde der Bescheid im Rahmen einer offiziellen Veranstaltung durch Heinz Grunwald, Regierungspräsident von Niederbayern, den Kletterverbänden übergeben. Die Konzeption wurde für weitere 10 Jahre festgeschrieben. Neu ist die Ausdehnung der Konzeption
altmühl-aufwärts bis zur Regierungsbezirksgrenze. Diese bescherte
den KlettererInnen einen weiteren Felsen, der bereits 2009 begutachtet worden war, bei der auch ein neuer Felsen nahe Kehlheim freigegeben wurde. An allen bisher freigegebenen Felsen durfte in dieser Region weiterhin geklettert werden.
Hirschbachtal und Umgebung
Nachdem in den Jahren 2007 bis 2009 die Kletterfelsen im Veldensteiner- bzw. Krottenseer-Forst, Königstein und in den südlich angrenzenden Regionen erfasst wurden, folgten 2010 die Klettergebiete im Hirschbachtal, Lehenhammertal und den östlich angrenzenden Regionen. Nach zwei Begehungen war bereits das gesamte Hirschbachtal zoniert, einschließlich der ausgedehnten Klettergebiete des Schwarzen Brand.
Erfreulicherweise waren keine schmerzhaften Felsverluste zu verzeichnen. Mit einem Kletterverbot wurden lediglich bis dato nicht erschlossene Felsen belegt. Bei den Begehungen wurde zu Recht wieder einmal das großflächige Putzen von Felspartien bei Neuerschließung von Routen kritisiert. Ausdrücklich gelobt wurde dagegen der an der Mittelbergwand praktizierte Vogelschutz. Die dort erstmalig zu beobachtende und von der IG Klettern gemeldete Wanderfalkenbrut war erfolgreich.
Regensburger Juratäler
Dieses Konzept wurde nach acht Begehungen wurde im April 2018 veröffentlicht. Es umfasst 75 Felsen im Donau-, Laber-, Naab-, Vils- und Forellenbachtal.
Die Felsen in Naturschutzgebieten wurden – mit einer historisch begründbaren Ausnahme – stets der Zone 1 zugeordnet.
Kletterkonzept Neumarkt
Das Kletterkonzept Neumarkt, welches das Gebiet zwischen Neumarkt und dem Forellenbachtal erfasst, befindet sich derzeit in noch in der Entwicklung.