von Dr. Friedwart Lender (geschrieben 1997)
Ende Februar, die Sonne wärmt schon ganz gut. Das Verlangen, nach den tristen Wintermonaten wieder natürlichen Felsen zu berühren, macht sich an solch schönen Tagen verstärkt bemerkbar. Die Kletterausrüstung wurde gecheckt und für das kommende Wochenende der Start in die neue Klettersaison verabredet. Wir Franken sind doch hier in deutschen Landen hervorragend mit Klettermöglichkeiten ausgestattet, auch mit süd-seitig exponierten Felsen, die weit über den umliegenden nun fast alles einfassenden fränkischen Wald hinausragen.
Das Ziel für das Wochenende war also schnell gefunden: Der Röthelfels bei Urspring, eine 50 Meter hohe und mehrere hundert Meter breite Felswand mit fast 100 Routen. So fuhren wir frohen Mutes und mit großem Elan am Samstagmorgen in die „Fränkische“.
Aber was mussten wir dort erleben. Der Röthelfels für das Klettern gesperrt! Total gesperrt! Von Februar bis Ende Juni/Juli! Wanderfalken sollten im Felsen brüten!
Uns ging so dann einiges durch den Kopf: Warum wurde der Felsen tatsächlich gesperrt? Wie konnte ein so großes Massiv total gesperrt werden? Wieso wurden die Kletterer nicht informiert und an Lösungen beteiligt? Warum wurden wir vor vollendete Tatsachen gestellt?
Für uns war also klar: So konnte es nicht weiter gehen. Wir fassten nach! Gesperrt wurde der Felsen von der Unteren Naturschutzbehörde beim Landratsamt Forchheim. Begründung: Es ist nicht auszuschließen, dass sich ein Wanderfalke niederlassen könnte! Außerdem sei der Alpenverein (DAV Hauptverein) in München als anerkannter Naturschutzverband über die Sperrabsicht informiert worden. Von hier seien keine Einwände gekommen. Die Alpenvereinssektionen in Nordbayern hätte man nicht informieren können, da es hier fast 40 Sektionen gäbe und man nicht wisse, welche für was zuständig sei.
Für uns brach eine Welt zusammen. Der Entschluss war gefasst: Wir mussten etwas dagegen unternehmen. Der Felsen musste wieder geöffnet werden. Zukünftig sollte uns so etwas nicht wieder passieren, vor allem nicht ohne Vorankündigung und Beteiligung der Kletterer. Dies alles geschah im Frühjahr 1989.
In der Folgezeit fanden sich Kletterer aller Schwierigkeitsgrade und Kletterer, die sich vorher gerade noch vom Sehen her kannten im damaligen „Kletterzentrum“ Oberschöllenbach zusammen, um sich zukünftige Wege und Maßnahmen zu überlegen. Der erste Erfolg war auch schnell erzielt. Nachdem sich der Wanderfalke doch nicht niedergelassen hatte und plötzlich die Kletterer an die Öffentlichkeit gingen, wurde der Röthelfels im Frühjahr 1989 bereits Anfang April wieder geöffnet.
Nach dem ersten Erfolg galt es nun für den bunt gemischten Klettererkreis mit fast 30 Kletterern, verschiedene Alternativen zu diskutieren, wie sich die Kletterer zukünftig besseres Gehör verschaffen könnten. Angefangen von einer reinen Interessengemeinschaft als losen Zusammenschluss über eine neue Gruppierung – vielleicht auch als eigene DAV-Sektion – innerhalb des Alpenvereins bis hin zu einem neuen Verein. Die Diskussionen verliefen sehr kontrovers. Man könne doch den Alpenverein mit seinen mehr als einer halben Million Mitgliedern nicht außer Acht lassen. Der Alpenverein sei doch als der Bergsteigerverein anerkannt. Andererseits: Der Alpenverein fühle sich nach seiner Satzung nur zuständig für die Alpen. Die Mittelgebirge stellen für ihn „nur“ Vorbereitungsmöglichkeiten für größere Alpentouren dar. Wir müssen den finanziellen Rückhalt im Alpenverein haben versus wir können uns doch nicht finanziell in Abhängigkeit geben und bekommen nur für das Geld, was der DAV-Sektion oder dem DAV-Hauptverein gefällt. Wir müssen eine vollständig eigene, unabhängige Gruppierung gründen. Und weil in Deutschland Privatpersonen oder lose Zusammenschlüsse bei Behörden nichts zählen, sollte die eigenständige Gruppierung ein eingetragener Verein sein.
Als Ergebnis der den ganzen Sommer anhaltenden Diskussion: Im Oktober trafen sich die gut 30 unentwegten Kletterer – Sportkletterer wie traditionelle Kletterer und zudem fast alle gleichzeitig DAV-Mitglieder – wieder auf der Egloffsteiner Hütte der DAV-Sektion Nürnberg. Ein eigener Verein mit Satzung und allem was dazu gehört sollte vorbereitet und vier Wochen später zur Abstimmung und endgültigen Diskussion gestellt werden. Schnell waren dann auch die Ziele der Vereinigung klar:
- Es sollte eine reine Interessensvertretung der Kletterer werden. Der Verein sollte keinen Spagat zwischen Kletterverein und Naturschutzverein bewältigen müssen. Der Verein soll ein Recht auf Klettern fordern.
- Der Verein sollte für ein gesamtes geographisches Klettergebiet, hier bei uns der Frankenjura, verantwortlich und Ansprechpartner sein. Die Fülle der „Unzuständigkeiten“ der verschiedenen DAV-Sektionen sollte nicht wiederholt werden. Pro geographisches Klettergebiet sollte es nur einen einzigen Verein geben.
- Der Verein sollte die Interessen der Kletterer bei den Behörden vertreten und das Bild der Kletterer in der Öffentlichkeit verbessern helfen.
- Der Verein will die Kletterer über aktuelle Entwicklungen und Sperrungen rechtzeitig informieren.
- Der Verein will eine schonende Ausübung des Klettersports unterstützen. Die im Frankenjura entstandene Idee des Blau-Punkt-Kletterns sollte abgewandelt fortgeführt werden.
- Der Verein will mit allen Kletterverbänden mit ähnlicher Zielrichtung intensiv zusammenarbeiten.
Nach den groben Zielen des Vereins musste noch ein Name her. Da schon als Arbeitsname für die bisherigen Aktivitäten „Interessengemeinschaft Klettern“ verwendet wurde, war auch über den Namen schnell Einigkeit erzielt.
Für die nächste Sitzung am 4. November 1989 musste noch eine Satzung vorbereitet werden. Michael Eitel und Friedwart Lender – die sich vorher nicht kannten – übernahmen diese Aufgabe. Der Verein sollte gemeinnützig sein, wollten wir doch später auch Spenden von der Industrie einfordern.
Am 4. November 1989 war es in Morschreuth dann so weit: Gut 50 Kletterer kamen zum Gasthaus „Zur guten Einkehr“. Und zu aller unser Überraschung auch Besuch aus München: Der stellvertretende Vorstand des DAV-Hauptvereins sowie der Naturschutzreferent wohnten der Sitzung bei. Die Diskussion, ob eigenständiger Verein oder doch eine „Sportkletter-Sektion“ innerhalb des DAV, entbrannte nochmals neu. Die DAV-Vertreter versuchten natürlich, die Absichten der Kletterer – nachdem eine Gründung nicht mehr zu verhindern schien – in eine DAV-Sportkletter-Sektion zu lenken. Doch die Initiatoren (Michael Müller, Michael Eitel, Friedwart Lender, Bernhard Seidl, etc.) hatten negative Erfahrungen mit der finanziellen Abhängigkeit vom DAV gemacht und wollten unabhängig sein. Nachdem Punkt für Punkt der Satzung diskutiert worden ist, waren 35 Personen bereit, die Satzung zu unterschreiben.
Nun stand nur noch die Vorstandswahl an. Erstaunlich war – wie schon in der Vorgeschichte der Interessengemeinschaft Klettern – dass sich „wildfremde“ Leute für den Vorstand zusammen fanden:
- Vorstand: Diplom-Ingenieur Michael Müller, Eschenau
- Vorstand: Rechtsanwalt Michael Eitel, Nürnberg
- Vorstand: Diplom-Ingenieur Bernhard Seidl, Erlangen
Schriftführer: Diplom-Ingenieur, Diplom-Kaufmann Friedwart Lender, Nürnberg
Wir haben mit den Vorstandskandidaten etwas vollzogen, was uns bei der Wahl gar nicht so bewusst war und sich erst im Nachhinein als großer Vorteil herausstellen sollte. Bei den Behörden herrschte die Meinung vor, die „Sport“-Kletterer seien alles Chaoten, Spinner, Ausgeflippte. Indem die wesentlichen Leute Akademiker (Ingenieure, Rechtsanwälte, Diplomkaufleute, angehende Doktoren der Wirtschaftswissenschaften) waren, standen die Türen der Behörden offen und der Verein wurde von Anfang an von diesen positiv aufgenommen und akzeptiert.
Formalrechtlich wurde dann am 11. November 1989 der Verein Interessengemeinschaft (IG) Klettern Frankenjura und Fichtelgebirge e.V. mit einer registergerichtlich akzeptierten Satzung aus der Taufe gehoben und damit eine deutschlandweite Lawine von eigenständigen Kletterinteressensvertretungen losgetreten.
Ihre Nagelprobe hatte die IG Klettern Frankenjura und Fichtelgebirge e.V. dann im Winter 1989/90 zu bestehen, als wieder beabsichtigt war, den Röthelfels wegen einer nicht auszuschließenden Niederlassung eines Wanderfalkens komplett zu sperren. Die IG Klettern erarbeitete eine ausführliche Stellungnahme zu diesem Sperrvorhaben und organisierte – nachdem die Sperrung doch vollzogen worden war – eine Demonstration vor dem Röthelfels. Bei der Anmeldung der Demo fiel der zuständige Bürgermeister fast aus allen Wolken: Eine Demonstration bei uns auf dem Land; das kann es doch nicht geben. Die Folge all dieser und der zusätzlichen massiven Öffentlichkeitsarbeit war dann auch wieder eine schnelle vorzeitige Freigabe des Röthelfelsen zum Klettern ab Anfang April 1990.
Nach diesem ersten Schritt hieß es dann natürlich: hart arbeiten. Die IG Klettern musste bei den Behörden und in der Öffentlichkeit noch besser bekannt gemacht werden. In der Fach- und auch die Lokalpresse wurde regelmäßig veröffentlicht, öffentliche Podiumsdiskussionen veranstaltet, öffentlichkeitswirksame Aktionen auf dem Kletterweltcup in Nürnberg oder für Bergauf-Bergab realisiert. So waren wir dann bei einer Podiumsdiskussion im Sommer 1990 auch über den Ausspruch des Vertreters des Landratsamtes Nürnberg Land nicht verwundert: „Wir (die Behörde) sind froh, daß es die IG Klettern gibt! Wir haben damit endlich einen Ansprechpartner, wenn es um Kletterprobleme geht.“ Ein wesentlicher Schritt der Akzeptanz war hiermit vollbracht.
In anderen Gebieten waren die Tendenzen für Sperrungen noch größer als im Frankenjura. Zugespitzt hat sich die Lage vor allem in Baden-Württemberg, wo durch die extrem enge und strenge Auslegung des Biotopschutzparagraphen und durch nicht kompromissbereite und auch mit unfairen Mitteln kämpfenden Naturschützern ein kletterfreies Bundesland Baden-Württemberg erreicht werden sollte. Es war deshalb nicht verwunderlich, dass sich im Laufe der Jahre eine IG Klettern nach der anderen gründete. Mittlerweile sind fast alle Klettergebiete in Deutschland mit einer eigenen IG Klettern vertreten:
Gründung | IG-Ableger |
11.11.1989 | IG Klettern Frankenjura & Fichtelgebirge |
Juni 1990 | IG Klettern Schwäbische Alb |
08.06.1990 | IG Klettern Donautal und Zollernalb |
18.11.1990 | IG Klettern Harz |
02.02.1991 | IG Klettern Nordschwarzwald |
06.02.1991 | IG Klettern & Bergsport Münsterland |
22.02.1991 | IG Klettern Südschwarzwald |
14.09.1991 | IG Klettern Ith |
11.07.1993 | IG Klettern & Naturschutz Nordeifel |
Sept. 1994 | IG Klettern Elbsandstein |
Nov. 1994 | IG Klettern München & Südbayern |
13.01.1995 | IG Klettern & Naturschutz Rhein-Main |
02.05.1995 | IG Klettern Löbejün |
09.06.1995 | IG Klettern Sauerland |
14.07.1995 | IG Klettern Hohenlohe |
22.02.1997 | IG Klettern & Naturfreunde Mittelsachsen |
Um eine bundesweite Koordinierung der Kletterinteressen, einen Informationsaustausch und eine Unterstützung der anderen IG Klettern zu erreichen, ist schon im Jahr 1990/91 die Notwendigkeit eines übergeordneten Koordinierungsorganes diskutiert worden. Viele schreckten aber von der Idee eines Dachverbandes zurück. Wer soll denn die ganze Arbeit machen? Beim Treffen am 29. Juni 1991 im Frankenjura rangen wir uns dann doch durch, einen – zu diesem Zeitpunkt noch nicht eingetragenen Verein – Bundesverband IG Klettern zu gründen. Als die ersten bundesweiten Sprecher wurde gewählt:
- Dr. Friedwart Lender, IG Klettern Frankenjura & Fichtelgebirge e.V.
- Hans-Markus Urban, IG Klettern & Bergsport Münsterland e.V.
Die formale „e.V.-Gründung“ wurde aber alsbald nachgeholt: Am 10. Oktober 1992 wurde die formalrechtliche Umwandlung zum eingetragenen Verein vollzogen. Personell blieb alles beim Alten.
Mit dem Bundesverband IG Klettern gingen dann auch die bundesweiten Aktivitäten so richtig los. Das wesentlichste war sicher die Beschleunigung der Einrichtung eines Referates Klettern und Naturschutz und die Umverteilung der Arbeit innerhalb des DAVs, sowie die Öffnung der Satzung des DAVs vom alpinen Klettern hin zur Integration des Mittelgebirgsklettern. Ohne den Druck durch die IG Klettern, dem DAV die Kompetenz für das Klettern in den Mittelgebirgen abzusprechen, hätte die Satzungsänderung und die Einrichtung von hauptamtlichen Stellen für „Klettern und Naturschutz“ sicher nicht so schnell erreicht werden können.
Auch wenn der DAV auf die neuen Entwicklungen im Feld Klettern & Naturschutz durch Bereitstellung von finanziellen und personellen Ressourcen entsprechend reagiert hat, war und ist die IG Klettern nicht überflüssig. Trotz gemeinsamer Ziele gab es doch über den Weg, wie man die Zukunft des Kletterns sichern könne, grundsätzliche Meinungsverschiedenheiten. Zugespitzt haben sich die unterschiedlichen Auffassungen über noch akzeptable Lösungen für das Klettern am Beispiel der Eifel. Hier kam es zu harten Auseinandersetzungen zwischen DAV und IG Klettern. Die Regelungen in der Eifel, die auch heute noch dem Klettern wesentliche Elemente nehmen wie die Spontanität (Voranmeldung notwendig), Offenheit für alle Kletterer (Limitierung der Klettereranzahl durch Kauf von Eintrittskarten bzw. Klettererlaubniskarten) sowie die freie Entfaltung (Kontrolle durch die Kletterverbände mit quasi eigener Kletterpolizei), sind mit der Auffassung über die akzeptable Zukunft des Kletterns an natürlichen Felsen nicht vereinbar. Hier wurden schon deutliche Worte öffentlich und noch deutlichere nicht öffentlich ausgetauscht. Trotz aller Auffassungsunterschiede in der Art und Weise, ist die Zusammenarbeit generell aber nie komplett abgebrochen. Unser Ziel war und ist, den Alpenverein für unsere Auffassungen über eine Kletterzukunft zu gewinnen – was bei Teilen auch nicht schwer war.
Klar war uns aber auch, dass wir gegen die Naturschutzverbände und Behörden zusammenarbeiten sollten oder sogar müssen, wenn wir noch etwas erreichen wollten. Niedergeschlagen hat sich dies dann – trotz der Auseinandersetzungen und Auffassungsunterschiede – in einem gemeinsamen Koordinierungsgremium, in dem alle Kletterverbände vertreten sind und sich um gemeinsame Lösungen bemühen: Dem Bundesausschuss Klettern & Naturschutz. Durch die „local power“ der IG Klettern spielte diese aber eine Schlüsselrolle. Gegen die IG Klettern konnte fast nichts durchgesetzt werden. Manche Diskussionen benötigten halbe oder ganze Nächte, um in die Nähe von Kompromissen zu gelangen. Jeder kämpfte hart um die Position seines eigenen Verbandes. Jeder verlangte vom anderen Partner viel ab. In den meisten Fällen fand man immer einen Weg für einen für beide Seiten akzeptierbaren Kompromiss. Und eines blieb bei diesen harten und kontroversen Diskussionen nie auf der Strecke: die menschliche Verständigung. Jeder kann jedem heute noch in die Augen schauen. Die vielen gemeinsamen Klettertouren an den vielen Treffen des Bundesausschusses Klettern und Naturschutz haben menschlich verbindend gewirkt. Manche sind sogar Freunde geworden.
Neben der Suche nach gemeinsamen Wegen mit dem Alpenverein und anderen Kletterverbänden hat die IG Klettern auch auf der politischen Ebene mitgemischt. Der Bundesverband IG Klettern war im Dezember 1992 der maßgebliche 7. Verband, ohne den die Gründung des Kuratoriums Sport & Natur nicht möglich gewesen wäre. Hier soll und wird versucht werden, auf politischer Ebene zugunsten des Kletterns und allgemein der Natursportarten Einfluss zu nehmen. Mit dem heutigen Zusammenschluss der Verbände im Kuratorium Sport & Natur – das vom Klettern über das Kanufahren, Drachenfliegen, Segeln und Radfahren bis hin zum Wandern geht – repräsentiert das Kuratorium mehr als 3 Millionen Bundesbürger und wenn man die Förderer hinzurechnet, von mehr als 20 Millionen. Mit diesen Zahlen lässt sich politisch schon wuchern. Auch wenn die Erfolge und Einflussnahme schwerer anliefen als gedacht, wird die Notwendigkeit des Kuratoriums bei der gerade diskutierten Novelle des Bundesnaturschutzgesetzes offensichtlich. In den Entwürfen ist die
Ausübung des Sports in der Natur als eine zulässige Erholungsform in der Natur explizit genannt. Lasst uns auch hier sachlich intensiv
weiterarbeiten.
Ein wesentliches Aktivitätsfeld der IG Klettern war von Anfang an die Öffentlichkeitsarbeit: Von Podiumsdiskussionen (wie zum Beispiel auf dem Kletterweltcup Ende Oktober 1992 zusammen mit dem Bayerischen Fernsehen), Demos im Donautal über die nun schon fast 8 Jahre laufende Information und Veröffentlichungen in Fachzeitschriften (Rotpunkt, Bergsteigen, Alpin, Klettern, On sight). Um die eigenen Mitglieder auch entsprechend informieren zu können, wurden regional – mittlerweile etablierte und anerkannte – eigene Zeitschriften geschaffen wie Steinschlag, Klemmkeil, D’äle. Wenn wir die weit verbreitete Meinung in der breiten Bevölkerung über das Klettern beeinflussen und vielleicht auch noch nachhaltig ändern wollen, müssen wir gerade hier intensiv und sachlich weiterarbeiten. Öffentlichkeitsarbeit darf nicht unterschätzt werden. Wer keine Lobby hinter sich stehen hat, wird letztendlich immer ins Abseits gestellt werden bzw. gestellt werden können.
Bereits bei der Gründung der IG Klettern reifte der Gedanke, dass man die Sportartikel- und vor allem die Outdoor-Industrie für die Belange und insbesondere für den Erhalt des Klettersports in der freien Natur gewinnen müsse. Die Beispiele aus Nordamerika wie Access Fund sollten uns hier Hilfestellung geben. Das erste große Unternehmen, das die Arbeit der IG Klettern unterstütze, war Patagonia. Mit den Geldern konnten wir die Projekte im Ith und im Donautal massiv unterstützen. Versuche, ähnliche Unterstützung bei der deutschen Industrie, Händlern, Importeuren zu erhalten, zeigten erst mit der Gründung der Fachgruppe Outdoor sowie der Abspaltung einer eigenen Outdoor-Messe Wirkung.
Seit 1993 ist die IG Klettern jedes Jahr als Gast der Fachgruppe Outdoor auf der „Outdoor-Messe“ und konnte im ersten Jahr eine sehr großzügige finanzielle Unterstützung mit nach Hause nehmen. Die Akzeptanz der IG Klettern von Seiten der Industrie war nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass die IG Klettern eine reine Interessensvertretung war und ist, die in keinerlei kommerziellen Gebieten zu den Unternehmen der Fachgruppe Outdoor in Konkurrenz stand oder ihre Struktur als Verein ausgenützt hat, um Geschäfte mit der Fachgruppe Outdoor zu machen. Das Motto der IG Klettern, eine klare Trennung zwischen „Kommerz“ und „Interessenvertretung“ zu bewahren, hat sich ausbezahlt.
Um die Industrie regelmäßig über aktuelle Entwicklungen auf dem Gebiet informieren zu können – und nicht nur einmal jährlich bei der Outdoor-Messe – wurde hierzu das IG-Info-Telegramm Professional geschaffen. Die Informationen im Telegrammstil, für Manager lesegerecht aufbereitet, finden großes Interesse und werden nun bereits im vierten Jahr an mehr als 100 Firmen verteilt. Die IG Klettern ist damit zum anerkannten Partner der Outdoor-Industrie geworden.
Sollten Entwicklungen durch Verhandlungen nicht zu den gewünschten Erfolgen geführt haben, schreckt die IG Klettern auch nicht davor zurück, den juristischen Weg einzuschlagen. Aus der Klage gegen die Sperrung am Walberla im Frankenjura vor dem Bayerischen Verwaltungsgerichtshof hat die IG Klettern – auch wenn wir letzten Endes die Klage doch verloren haben – sehr viel gelernt. Und wir haben den Behörden gezeigt, dass sie sich Verordnungen schon sehr gut überlegen und begründen müssen.
Aus alledem resultiert, dass die IG Klettern deutschlandweit mittlerweile zu einer anerkannten Instanz für die Kletterinteressen geworden ist. Die IG Klettern fungiert quasi als Sammelbecken aller anderen Klettervereine (PK in der Südpfalz, Bergfreunde Ibbenbüren aus dem Teutoburger Wald, Thüringer Bergsteigerbund TBB). Das Ziel der IG Klettern, die Zusammenarbeit mit Klettervereinigungen ähnlicher Zielrichtungen zu suchen und zu fördern, findet dadurch nachhaltigen Ausdruck. Die Idee der IG Klettern wurde aber sogar über die Landesgrenzen hinweg getragen und hat im benachbarten Ausland (Österreich und Schweiz) schon Nachahmer gefunden (IG Sportklettern Kärnten, IG Klettern Säli, IG Klettern Vorarlberg).
Getragen wird diese ganze „übergeordnete“ Arbeit des Bundesverbandes IG Klettern natürlich von den regionalen Interessengemeinschaften, welche vor Ort die Feinarbeit leisten. Die wichtige und wirksame Arbeit der lokalen IGs, die unter anderem in Arbeitskreisen, in Zusammenarbeit mit den aktivierten DAV-Sektionen, geleistet wird, kann hier gar nicht hoch genug gelobt werden. Die nun vor 8 Jahren begonnene Idee einer eigenständigen Interessensvertretung der Kletterer für Kletterer soll konsequent und sachlich fundiert weiter fortgeführt werden, damit auch unsere Enkel noch in unserer heimatlichen Natur an natürlichen Felsen klettern können.
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