von Jürgen Kollert, Torsten Scheller und Guido Köstermeyer
Seit vielen Jahren wurden Umlenkpunkte im Frankenjura mit einem einzelnen Haken ausgestattet. Über Jahrzehnte galt dies, auch über das Frankenjura hinaus, als Standard.
Ausgelöst durch das Versagen von Umlenkhaken an der Ammerthaler Wand und an der Annasteinseite (Frankendorf), ist in der Klettergemeinschaft die Diskussion um redundante, gedoppelte Umlenker verstärkt geführt worden. In der Folge der Unfälle sind die KlettererInnen sensibler geworden. Es gingen vermehrt Meldungen über auffällige oder lockere Haken bei der IG ein. Wiederholt wurde dabei der Wunsch nach redundanten Umlenkpunkten geäußert.
Was ist passiert?
Ende Juli 2020 brach beim Topropeklettern an der Ammerthaler Wand ein Umlenkhaken. Es kam zu einem schweren Unfall mit zwei Verletzten. Ein zweiter Unfall geschah im November 2020 in Frankendorf an der Annasteinseite, hier versagte der Umlenkhaken.
Die Unfallursache an der Ammerthaler Wand ist mittlerweile bekannt. Im Zuge der Untersuchung des Unfallhergangs wurden im November 2020 von der Sicherheitsforschung des DAV mit Unterstützung der IG Hakenauszugstests an der Wand durchgeführt. Zudem hat die Firma Salewa Materialtests unternommen. Ein zusammenfassender Bericht dazu folgt.
An der Annasteinseite ist nach derzeitigen Informationen der Haken aufgrund von Felsversagen ausgebrochen. Die DAV Sicherheitsforschung hat auch an der Annasteinseite Untersuchungen durchgeführt. Sobald die Ergebnisse vorliegen, wird die IG auch darüber berichten.
Was kann ich tun?
Als KlettererIn kannst du selbst einiges tun, um sicher unterwegs zu sein.
Haken sollten immer kritisch beurteilt werden.
Das Gestein, in dem der Haken steckt, kann im Zweifel mit einem Karabiner abgeklopft werden. Klingt es hohl, dann ist Vorsicht angebracht.
Es gibt viele unterschiedliche Arten von Haken, darunter auch selbstgemachte Haken, die nicht der Norm entsprechen. Hier bitte besonders vorsichtig sein. Die neueren, normgerechten Haken haben eine Beschriftung des Herstellers an der Öse. Das heißt aber nicht, dass ältere Haken per se gefährlich sind. Der klassische Bühlerhaken hat sich seit Jahrzehnten bewährt.
Der im Frankenjura vorrangig verwendete Haken ist der sogenannte Bühlerhaken bzw. vergleichbare Verbundhaken. Jeder Verbundhaken muss so gesetzt werden, dass die Öse am Fels aufliegt.
Im Zweifel kannst du einen Bühlerhaken mit einem einfachen Drehtest überprüfen. Hierzu einen Karabiner im Haken verkanten und leicht per Hand drehen. Lässt sich der Haken bewegen, ist Vorsicht geboten. Ist dies nicht möglich, ist der Haken fest verbunden.
Redundant Topropen. Beim Topropen solltest du nach Möglichkeit immer den letzten Zwischenhaken vor der Umlenkung im Seil eingehängt lassen. Idealerweise im Seilstrang, der zum Sichernden läuft.
Liegen bei einer Route Informationen über zweifelhafte Umlenk- oder Zwischenhaken vor, empfiehlt es sich die Route gegebenenfalls nicht zu klettern. Bist du dir in der Route nicht sicher, ob der Umlenker sicher ist, solltest du zum letzten Haken abklettern oder, wenn möglich, den Umlenker einer Nachbarroute benutzen.
Vermeintlich gefährliche Umlenk- und Zwischenhaken kannst du der IG über diese Seite mitteilen.
Die IG ist in der Erschließer- und Saniererszene gut vernetzt und leitet die Informationen mit der Bitte um Überprüfung an aktive, ehrenamtlich tätige Sanierer weiter. Über durchgeführte Sanierungsarbeiten wird auf der IG-Seite regelmäßig informiert.
Was tut die IG?
Die IG ist sich der Veränderungen des Klettersports bewusst. Was gestern ein reiner Umlenk- oder Abseilhaken war, wird heute mehr und mehr zum Topropeklettern genutzt. Diese veränderte Nutzung führt zu einer erhöhten Beanspruchung der Umlenkhaken.
Um dieser Veränderung Rechnung zu tragen, empfiehlt die IG – wie auf der JHV 2020 diskutiert – beim Sanieren von Umklenkhaken und beim Einrichten von Neutouren, diese im Sinne der französischen Methode zu doppeln. Für Sanierungen wird Mitgliedern der IG das Material kostenfrei zur Verfügung gestellt. Die IG unterstützt das Einrichten redundanter Umlenker im Sinne der französischen Methode in Routen, die stark im Toprope beklettert werden.
Warum keine Ketten?
Die IG sieht Umlenkketten nicht als die optimale Lösung im Frankenjura an. Ketten sind nur teilredundant, da der letzte Punkt in der Sicherungskette, der Ring, keine Redundanz besitzt. Zudem lassen sich die Mindestabstände der Haken im oft sehr löchrigen Gestein im Felskopfbereich des Frankenjura mit zwei separaten Umlenkhaken besser einhalten. Man kann Haken so flexibler setzen. Bei gleicher Sicherheit ist ein nachträglicher zweiter Haken weniger kosten- und arbeitsintensiv zu ergänzen als ein Kettensystem.
Schlussbemerkung
Die Hauptaufgabe der IG sehen wir nach wie vor darin, im Konfliktfeld zwischen Klettern als Natursport und den Belangen des Naturschutzes zu vermitteln und Beschränkungen des Klettersports zu vermeiden.
Darüber hinaus sind wir bemüht, einen Beitrag zur Sicherheit des Klettersports im Frankenjura zu leisten. Hierfür stellen wir Mitgliedern kostenfrei Material für Sanierungen zur Verfügung und versorgen ErschließerInnen mit normgerechtem Haken- und getestetem Verbundmaterial.
Kontrollen und Sanierungen entbinden aber nicht von der Eigenverantwortung der KlettererInnen. Jeglichem vorhandenem Sicherungsmaterial sollte mit einer gesunden Portion Skepsis begegnet werden.