Am 17. Juni 2023 kam es am Geheimbund im Krottenseer Forst zu einem Kletterunfall in der Route „Scharfrichter“. Bei einem Sturz in den zweiten Zwischenhaken versagte dieser und wurde komplett aus dem Fels gezogen. In der Folge kam es zu einem Bodensturz, der glücklicherweise weitgehend glimpflich verlief.
Erfreulicherweise kontaktierte der Verunfallte die IG Klettern und übergab uns den Haken. Bei dessen Begutachtung erschien das Verbundmittel als ursächlich für das Hakenversagen. Um mögliche weitere Unfallgefahren festzustellen, erfolgte eine Einschätzung, ob das Problem noch in anderen Touren besteht. Unsere Recherchen ergaben, dass außer der Route „Scharfrichter“ nur noch 2 Projekte rechts davon betroffen sein konnten. Dies grenzte das mögliche Unfallpotential deutlich ein.
Die anschließende Beurteilung der Situation vor Ort bekräftigte den Verdacht, dass der Unfall auf ein Problem mit dem Verbundmittel zurückzuführen ist. In der Route „Scharfrichter“ und den daneben liegenden Projekten wurden insgesamt 6 Haken identifiziert, welche keine ausreichende Festigkeit des Verbundmittels aufwiesen. Die betroffenen Haken ließen sich mit geringem Krafteinsatz aus der Wand lösen. Abseits davon wurden zwei weitere Haken überprüft, ohne dass hier eine Lockerung festgestellt wurde. Es fanden sich Hinweise, dass diese mit einem anderen Verbundmittel befestigt wurden.
Unsere Recherchen ergaben, dass wohl kein grundsätzlich ungeeignetes Verbundmittel Verwendung fand. Als mögliche Ursache könnte es beim Verbundmittel ein Problem mit einer der beiden Kleber-Komponenten gegeben haben, wodurch das Verbundmittel nicht aushärtete.
Deswegen empfehlen wir den Erschließern: Nehmt nach Verwerfen des Vorlaufs stets einen Testhub des Verbundmittels vor und lasst diesen gleichzeitig aushärten. Sofern der Testhub ausgehärtet ist, kann mit großer Wahrscheinlichkeit davon ausgegangen werden, dass auch das Verbundmittel in der Wand ausgehärtet ist. Zusätzlich empfehlen wir nach dem Einrichten von Neutouren sowie bei Sanierungen einen Karabiner-Drehtest durchzuführen. Eine einmal aufgebrochene Verbundmittelkartusche sollte immer zeitnah aufgebraucht und eine Überlagerung von Verbundmittel stets vermieden werden.